(Kampagne 2013 / 2014)
Für die meisten Frauen, die ein Kind erwarten, ist es selbstverständlich den Ort der Entbindung sorgfältig auszuwählen. In einem kleinen wohnortnahen Krankenhaus? Einem großen Perinatalzentrum? Im Geburtshaus? Mit welcher Hebamme? In einem Kreißsaal mit Entbindungswanne?
Schwangere Migrantinnen ohne Krankenversicherung haben andere Sorgen. Wenn sie sich gegen die Schwangerschaft entscheiden, kostet sie der Schwangerschaftsabbruch in der Regel mehrere hundert Euro. EU Bürgerinnen, die in Berlin gemeldet sind und ihre Bedürftigkeit nachweisen können, haben die Möglichkeit sich diese Kosten vom Land erstatten zu lassen. Für Frauen ohne legalen Aufenthaltsstatus ist das nicht möglich. Weitere Hintergrundinformationen.
Sich ohne bestehende Krankenversicherung für das Austragen der Schwangerschaft zu entscheiden, ist nicht leicht. Neben den langfristigen Fragen tauchen zunächst viele praktische Probleme auf: Welche Frauenärztin macht die Schwangerenvorsorge? Wie teuer ist das? In welchem Krankenhaus kann ich entbinden? Was kostet das? Schickt mich das Krankenhaus weg, wenn ich mit Wehen komme, aber die Geburt nicht bezahlen kann? Kann ich mich im Krankenhaus anmelden, damit eventuelle medizinische Risiken dort schon bekannt sind? Bekommt mein Kind eine Geburtsurkunde? Holt das Krankenhaus oder das Standesamt vielleicht die Polizei?
Einerseits werden in Politik und Öffentlichkeit permanent die niedrigen Geburtenraten in Deutschland beklagt und dramatisiert, andererseits erhalten schwangere Migrantinnen ohne Krankenversicherung kaum Unterstützung.
Das Medibüro fordert deshalb:
Medizinische Versorgung während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett für alle!
Abschaffung der Meldepflicht nach § 87 Aufenthaltsgesetz!
Geburtsurkunden und Pässe für alle Kinder!
Flyer „Ich krieg‘ mein Kind wo ich will“